Begrüßungsrede am 18.05.2018

Guten Abend, verehrte Ehrengäste, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Mitglieder des cicuit.

30 Jahre cicuit, 60 Jahre FIDENA, das sind zwei Gründe zum Feiern. Die FIDENA feiert schon seit einer Woche, wir machen es mit dem heutigen Abend viel kürzer.

Nach diesem furiosen Auftakt durch die Vorstellung der Puppenspieler aus Palermo unter der Leitung von Signor Cuticchio gilt mein erstes großes Dankeschön Frau Dabs, der Leiterin der FIDENA, die vor einem Jahr, als wir sie darauf ansprachen, für das diesjährige Festival eine Opera dei Pupi einzuladen, diese Idee gleich begeistert aufnahm. Ich erinnere mich an ihren Satz “Zurück zu den Wurzeln”.

Außerdem begrüße ich zu unserer kleinen Jubiläumsfeier einige Gäste ganz besonders. Herzlich willkommen Frau Bürgermeisterin Platzmann-Scholten. Frau Platzmann-Scholten, ich freue mich, dass wir uns aus diesem Anlass kennen lernen.
Ich darf besonders begrüßen, den Konsul Italiens mit Sitz in Dortmund,
Dr. Franco Giordani.

Ein herzliches Willkommen dem neuen Bochumer Kulturdezernenten Herrn Dietmar Dieckmann, dem der cicuit Erfolg und Freude in seinem Amt wünscht.

Herzlich Willkommen Frau Richartz-Malmede, der Leiterin der Stadtbücherei, die mit uns schon einige Projekte auf die Beine gestellt hat.

Ebenso herzlich willkommen Herr Dr. Hanke von der Kortumgesellschaft mit der wir inzwischen eine freundschaftliche Verbindung haben. Ich bin selber Mitglied in der Kortumgesellschaft, denn meine beiden Lieblingsstädte sind Bochum und Rom. Die beiden sind sich sehr ähnlich, denn beide haben als zweiten Buchstaben ein “O” im Namen. 

Ich freue mich auch sehr, dass Prof. Nelting und Frau Capperelli von der RUB unserer Einladung gefolgt sind. Sie haben uns vor 2 Wochen mit einem großartigen Vortrag in die Welt des Ariost eingeführt.

 

Ein weiterer Ehrengast den ich gerne begrüße ist Herr Professor Köhnen von der Literarischen Gesellschaft Bochum. Mit ihm zusammen haben wir schon einige berühmte Schriftsteller in unserem Programm gehabt. 

Zuletzt aber nicht als letzte begrüße ich das Ehepaar Janssen von der Buchhandlung Janssen, die uns in den letzten Jahren sehr wichtig geworden ist.

Herzlich willkommen hätte ich auch gerne zu Arno Lohmann von der Ev. Stadtakademie gesagt. Der befindet sich aber gerade in Georgien. 

30 Jahre cicuit wollen wir ein wenig feiern.

30 Jahre cicuit, das sind grob gerechnet 500 bis 600 Veranstaltungen der verschiedensten Art, die die Deutsch-italienische Gesellschaft ihren Mitgliedern, aber auch den Bochumer Bürgerinnen und Bürgern angeboten hat. Veranstaltungen, in denen immer der völkerverbindende EUROPAGEDANKE im Hintergrund stand.

Vor wenigen Wochen hatten wir Herrn Prof. Richter aus Bremen in unserem Programm. Sein Vortrag über Deutschland und Italien nach 1945 war sehr erhellend und zeigte die besonderen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und ihren Menschen auf. Wir konnten lernen, dass es vor dem Hintergrund vergangener Schrecken nach 1945 zwischen den beiden Ländern so etwas wie einen schweigenden Konsens gab, das Gestern einstweilen ruhen zu lassen. Die Zukunft in einer gemeinsamen Europapolitik und in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit hatte größeres Gewicht  als die Erinnerung an die eben vergangene schreckliche Zeit und ihre Verbrechen. Wir Deutschen kehrten schnell zurück zu unserer Italienwahrnehmung in Antike, Kunst, Kultur und Natur. Das zeigte sich in der rasch ansteigenden Zahl von Deutschen, die nach Italien reisten, um dort ihre Sonnenferien zu verbringen und es zeigte sich in dem wieder schnell anwachsenden Angebot an Reiseliteratur zu Italien. Ich nenne hier nur die bekannten Merianhefte und die Namen der Schriftsteller Eckart Peterich und Reinhard Raffalt.

Petterich erhoffte sich 1958 in Band 1 seiner Italienbände, dass die Italienreisen den Blick für EUROPA weiten würden.

Zitat:

“Wenn wir aus den Trümmern, die zwei Weltkriege hinterließen, ein besseres und einiges EUROPA aufbauen wollen .... brauchen wir gute Europäer. Die Italienreise ist die Reise des guten Europäers und derer, die es werden wollen. Es ist die Reise in unser aller Mutterland. Ich glaube bestimmt, wer Italien kennen und lieben gelernt hat, wird nie ein schlechter Europäer sein ..... Goethes berühmtes Wort über Sizilien und Italien abwandelnd, dürfen wir sagen: EUROPA ohne Italien macht gar kein Bild in der Seele; hier ist der Schlüssel zu allem”.

1988, 30 Jahre später, drückt es Joachim Fest in seinem berühmten Buch “Italien im Gegenlicht” so aus:

“Das Land (hat) eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausgeübt und spätestens seit der Zeit der Kavalierstour und der Bildungsreisen hat die Europäer, woher sie auch kamen, ein tiefes Herkunftsgefühl mit Italien verbunden: Das Bewusstsein, die prägenden Bilder und Begriffe, die Kategorien der Wissenschaft, der Kunst und des geregelten Zusammenlebens ,von dort zu haben”.

So schreibt Fest 1988 und 1988 ist auch das Jahr der Gründung des cicuit. In der Satzung der deutsch-italienischen Gesellschaft Bochum ist verankert: “Aufgabe der Gesellschaft ist die Pflege der Beziehungen zwischen Deutschland und Italien, insbesondere auf kulturellem und gesellschaftlichem Gebiet.”

Diesem Anspruch versuchen die verschiedenen Vorstände seit dieser Zeit gerecht zu werden durch Reisen nach Italien, Veranstaltungen der verschiedensten Art, durch Italienischkurse und Gesprächskreise.

Darum hat der cicuit etwa 30 Reisen nach Italien durchgeführt, ungefähr 500 Veranstaltungen auf die Beine gestellt und viele Bochumer Bürger für die italienische Sprache eingenommen. Zurzeit sind in unseren Sprachkursen etwa 110 Personen. Die Sprachlehrerinnen werden natürlich bezahlt, aber alle anderen organisatorischen Arbeiten werden ehrenamtlich geleistet. Dafür danke ich und glaube, das ist einen Beifall wert.

Darüber hinaus hat der cicuit gute Kontakte geknüpft zu anderen Kulturträgern in Bochum. So konnten wir nur mit der FIDENA zusammen heute dieses großartige Teatro dei Pupi aus Palermo erleben. Viele Projekte sind durchgeführt worden mit der Evangelischen Stadtakademie, der Stadtbücherei Bochum, der Literarischen Gesellschaft Bochum, der Buchhandlung Janssen und mit dem Museum der Stadt Bochum.

Auch die Bochumer Presse will ich erwähnen, die uns immer wieder mit Meldungen zu unseren Veranstaltungen unterstützt.

Ich hoffe sehr, dass diese gute Arbeit und Zusammenarbeit noch lange fortgesetzt werden kann, denn leider wird der EUROPA-Gedanke in einigen Kreisen inzwischen ernsthaft bekämpft.

Zum Glück gibt es aber auch viele Menschen die in unserem Sinne mitwirken, das vereinte EUROPA zu stärken. Ich nenne da als ein positives Beispiel die im letzten Jahr entstandene Bewegung Pulse of EUROPE.

Der berühmte amerikanische Psychiater Allen Frances hat vor kurzem auf die Frage: “Gibt es für Sie ein politische Vorbild in der Welt”? geantwortet:
“Die Europäer spielen eine besondere Rolle als Stimme der Vernunft. Die Europäische Union ist in meinen Augen das rationalste und beste politische Gebilde auf der Welt. Trotz all der Probleme, die es auch in EUROPA gibt, gibt es uns doch Hoffnung, viele Probleme zu lösen.” 

Lassen Sie uns gemeinsam, jeder an seinem Platz, für diese Stimme der Vernunft kämpfen.

Und jetzt, Arena frei für viele anregende Gespräche in freundlicher Runde.

Willi Köhne