Begrüßungsrede zur Jubiläumsfeier am 26. 10. 08

Sehr verehrte Frau Bürgermeisterin Gabriele Schäfer,

Sehr verehrte Frau Konsulin Dr. Russo, sehr geehrter Herr  Bundestagsabgeordneter Axel Schäfer, sehr geehrter Herr Leiskau als  Leiter des Kulturbüros Bochum, Sehr geehrter Herr Boesken als  Vorsitzender der VDIG, sehr geehrte Gäste, Liebe Mitglieder der  deutsch-italienischen Gesellschaft cicuit.

Im Namen des circolo culturale italo-tedesco Bochum begrüße ich Sie ganz  herzlich im Namen aller Vorstandsmitglieder und freue mich sehr, dass  ich heute mit Ihnen das 20 jährige Jubiläum unserer Gesellschaft feiern  darf.

Dieses Jubiläum ist nur möglich, weil in der Vergangenheit viele Personen  ehrenamtlich sehr viel Liebe und Arbeit in das Projekt cicuit gesteckt haben. Stellvertretend für alle anderen möchte ich meine beiden Vorgängerinnen im Amt der Vorsitzenden Frau Rita Marcon-Grothausmann, die diese  Aufgabe 14 Jahre mit Bravour gemeistert hat und meine Vorgängerin Inge  Granica erwähnen und hervorheben.

Ich bin glücklich darüber, dass die Mitbegründerin und langjährige Vorsitzende, ohne die es den cicuit in dieserFormgar nicht gäbe, Frau Rita Marcon, begrüßen darf und möchte Ihr als  besondere Anerkennung diesen Strauß Blumen überreichen. Sie und viele  andere haben dafür gesorgt, dass der cicuit mit seinen vielfältigen  Aktivitäten in diesen Tagen zwanzig Jahre alt wird.

Von Nichtmitgliedern bin ich hin und wieder gefragt worden, ob sich eine  solche Institution im EUROPA der offenen Grenzen und der vielfältigen  Möglichkeiten der Mediennutzung nicht inzwischen überholt hat. Braucht  es also noch so einen Verein?

Als ich die Frage zum ersten Mal hörte, war ich etwas verdutzt, habe aber  dann doch eine, wie ich meine stichhaltige und logische Antwort  formulieren können. Inzwischen kann ich mit meiner Antwort auf Werbetour gehen.

Ein Aspekt für die Notwendigkeit des cicuit ist der europäische Gedanke,  wie er sich seit den 50iger Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat.  Wir Anwesenden sind damit groß geworden und halten das Erreichte für  eine Selbstverständlichkeit. Es ist aber so, dass man daran immer weiter aktiv arbeiten muss. Ein gutes Beispiel dafür ist in Bochum der “Platz  des europäischen Versprechens” aber eben auch die deutsch-italienische  Gesellschaft cicuit.

Ein zweiter Aspekt liegt in der Leidenschaft für das Land Italien  begründet. So wie es leidenschaftliche Fußballanhänger oder Skatspieler  gibt, die krank werden, wenn eine längere Spielpause eintritt, gibt es  auch deutsche Bürgerinnen und Bürger, die mit dem Italienvirus infiziert sind und krank werden, wenn Sie nicht in bestimmten Abständen  italienische Medizin bekommen. Warum sollten die sich nicht  zusammenschließen um in vielfältiger Weise ihrem Objekt der Begierde  nachzugehen.

Der dritte Aspekt liegt in den Programmen des cicuit verborgen. Keiner von  uns kann als Privatperson mal eben den Büchnerpreisträger Martin  Mosebach einladen oder Frau Lerner und Rachelina mit Ihren  Künstler-kollegen. Kaum einer kann für sich allein eine kompetente  Führung in bedeutenden Museen organisieren oder auch nur privat einen  Kochkurs auf die Beine stellen. Solche und andere Veranstaltungen hat  der cicuit inzwischen zu hunderten organisiert und den Bochumer Bürgern  angeboten.

Ein Gedanke noch zum Schluss.

Das Verhältnis vieler Deutscher zu Italien ist bis heute ein gespaltenes.

Ich möchte diese Zwiespältigkeit an zwei Zitaten aus dem 19. Jahrhundert  aufzeigen. Sie stehen bis heute für die beiden Italienmythen.

Der Divisionsauditeur Gustav Nicolay schreibt 1834 in seinem Buch “Italien  wie es wirklich ist, als Warnungstimme für alle, welche sich dahin  sehnen”,  -er war schon in Rom und ist auf dem Weg nach Neapel-: “Welch  ein trübseliges Land ist dieses Italien! Bis jetzt haben wir fast nur  reizlose, öde Felder, Wüsten, Kloaken und schmutzige Ruinen gesehen”.

Etwa um die gleiche Zeit nämlich 1828 im Gespräch mit Eckermann ist von  Goethe folgendes überliefert: “Ich kann sagen, dass ich nur in Rom  empfunden habe, was ein Mensch sei. Zu dieser Höhe, zu diesem Glück der  Empfindung bin ich später nie wieder gekommen”

Zwischen diesen gegensätzlichen Polen bewegen sich die Aussagen und Gefühle  gegenüber Italien bis heute. Was ist zu tun, was will der cicuit tun?

Ich denke mit dem Text der “Kinderhymne” von Bert Brecht kommen wir weiter. Ich zitiere nur die vorletzte Strophe:

Und nicht über und nicht unter

Andern Völkern woll`n wir sein

Von der See bis zu den Alpen

Von der Oder bis zum Rhein.

Wenn wir als deutsch-italienische gesellschaft bochum dazu beitragen, dass  diese Haltung “und nicht über und nicht unter!” sowohl gegenüber unserem  Land als auch gegenüber Italien und allen andern Ländern sich einstellt, haben wir viel erreicht.

Ich hoffe sehr, dass die deutsch-italienische gesellschaft Bochum, der  circolo culturale-italo-tedesco das noch lange tun wird, mindestens noch die nächsten zwanzig Jahre. Für heute wünsche ich uns eine  unterhaltsame fröhliche Feier. Danke!

Willi Köhne, Vorsitzender des cicuit.