10 Tage im Absatz des Stiefels

Reisebericht einer Apulienreise des cicuit
vom 5. Mai 2010 bis zum 14. Mai 2010
mit Michaela Störr von La Kooperativa.

An grünen klippen laden selige gärten
Wo blumen sich mit blauen Wogen mengen
Und frühe winde zart und glühend sprengen
Um den gebundenen die metallnen härten.

(Stefan George)

Trotz Friedrich II. spielte Apulien schon in der Vergangenheit bei Reisen  berühmter deutscher Reisender keine große Rolle. Das ist bis heute, für  die Mehrzahl der in Italien touristisch Reisenden, auch so geblieben. 25 Frauen und Männer aus dem Ruhrgebiet, lassen sich aber im Mai 2010 nach Apulien locken und haben es am Ende nicht bereut. Auf knapp 20.000 km2, bei 800km Küstenlinie bietet diese italienische Region zwei Meere, die  Ebene des Tavoliere, das über 1000m hohe Mittelgebirge im Gargano,  traumhafte Küstenstreifen vor allem im Salento und Städte mit viel  Geschichte, Kunst und Kultur. Die Gastronomie in Apulien ist geprägt von tiefroten Weinen, frischem Gemüse, selbst gemachter Pasta und  Fischspezialitäten. 10 Tage sind zu kurz das ganze Land kennenzulernen,  jedoch vieles haben wir gesehen und erlebt.
 

Die Reise verlief in drei Etappen.

1. Etappe:
Gargano und der Norden Apuliens mit dem Quartier in Monte Sant Angelo.

2. Etappe:
Terra di Bari und Valle d´Itria mit Quartier in Conversano

3. Etappe:
Die Landschaft Salento mit Quartier in Lecce.

1. Tag

Der  Flug von Köln nach Bari verlief angenehm und pünktlich. Auf der Fahrt  von Bari zu unserem ersten Hotel in Monte Sant Angelo begrüßte uns die  untergehende Sonne. Sie hielt Ihr Versprechen und begleitet uns, mit  kurzen Ausnahmen, jeden folgenden Tag.

Abendrot am Gargano

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2. Tag

Die  Auffahrt aus der Ebene nach Monte Sant Angelo dauerte am vohergehenden  Abend ca 45 Minuten. Die Höhe von 760m, die wir erreicht haben, wird uns am nächsten Morgen klar, als wir auf Manfredonia und das Meer schauen.

1 Blick von Monte S

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Der anschließende Stadtrundgang hat als Hauptziel die Höhlenbasilika des Erzengels Michael. Der Legende nach “nahm der Erzengel seinen Flug über das Meer ins Abendland und er erschien  auf dem Kap Garganus im Jahre 493... so wirkte fortan die  Erzengelkapelle auf dem Garganus. Denn von hier aus verbreitete sich der Kultus der Engel überhaupt in alle Länder des Westens und Kirchen Sankt Michaels traten in England und Frankreich, in Spanien, in Deutschland,  auf den Bergen, in Höhlen und an Meeresufern an die Stelle der  Heiligtümer antiker Götter.” (Gregorovius)
Wie aus diesem Michael der deutsche Michel wurde, ist eine eigene Geschichte.

2 cicuit Grupe noch frisch

3 Monte S

4 Eingang Heiligtum S

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Am  Nachmittag besuchen wir S. Giovanni Rotondo, den Pilgerort auf dem  Gargano, der inzwischen Monte S. Angelo den ersten Rang als Pilgerziel  abgelaufen hat. Schon am Ortseingang begrüßt uns der Gipskitsch in Form  segnender Padre Pio Figuren. Die Kathedrale, die für ihn errichtet  wurde, ist in ihrer Modernität (Renzo Piano) beeindruckend aber viel zu  groß.

8 Begrüßung in Giovanni Rotondo

9 Basilika in Giovanni Rotondo

10  Platz vor der Basilika

11 Inneres der Basilika

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12 Krypta der Basilika

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3. Tag

Heute machen wir eine Rundreise auf dem Gargano. Zunächst geht es 760  Höhenmeter auf einer Kurvenstrecke abwärts bis an die Küste. Unser  erstes Ziel ist Vieste. Auf dem Weg dorthin steigen wir an einer  zauberhaften Stelle an der Steilküste aus und genießen den Blick auf  blaues Meer und schroffe Felsen.

1 Küstenstreifen am Gargano

2 Es blüht am Gargano

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In  Vieste begrüßt uns zunächst das Wahrzeichen der Stadt, der Pizzomunno,  ein riesiger Monolith direkt am Strand. Während eines Stadtrundgangs  besichtigen wir die Kathedrale St. Maria Morino.

3 Vieste

4 Vieste Pizzomuno

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Weiter an der Küste entlang ist unser nächstes Ziel ein Trabucco. Diese  Fangeinrichtung für Fische ist noch in Betrieb und versorgt ein dazu  gehörendes Restaurant mit frischem Fisch. Das Mittagessen und der Wein  an frischer Luft, direkt am Meer, sind ein besonderes Erlebnis.

5 Trabucco Baia San Nicola

6 Trabucco

7 frisch gefangen

8 Der Chef serviert

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9 Großer Fisch auf dem Teller

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Gestärkt geht es weiter zum Küstenort Pescichi, den wir bei einem Spaziergang kennenlernen.

10 Peschici

11 Begrüßung in Peschici

12 Malerei für uns

13 Südfrüchte

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Am  späten Nachmittag fahren wir zurück durch das Herzstück des Gargano. Die Foresta Umbra ein hoch-gelegener wunderbarer Mischwald ist ein  Naturdenkmal, das wir so hier nicht erwartet haben. Das Abendessen im  Hotel ist wieder vorzüglich.

14 Abendessen

15 das Beste ist der Nachtisch

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4. Tag

Wir  verlassen Monte San Angelo. Auf dem Weg zu unserem nächsten Hotel in  Conversano besuchen wir zuerst die ”Krone Apuliens”. Das berühmte Castel del Monte thront, weithin sichtbar, majestätisch auf einer Hügelkuppe.  Eine Führung macht uns mit diesem einmaligen Baudenkmal, das Friedrich  secondo errichten ließ, bekannt.
”Als weithin sichtbares, die unermessliche Ebene beherrschendes Wahrzeichen  nennt es das Volk das Belvedere oder den Balkon Apuliens. Man könnte es  auch passender die Krone Apuliens nennen. Denn gleich einer Mauerkrone  ruht dieses gelbe Schloss auf jenem Hügel. Wie das Diadem des  Hohenstaufenreichs, das herrliche Land krönend, erschien es mir, wenn es die Abendsonne von Purpur und Gold funkeln ließ.”
(Gregorovius)

1 Fenster Castell del Monte

2 Innenhof Castel del Monte

3 Blick vom Castel del Monte

4 Eingang Castel del Monte

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5 Castel del Monte

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Der  nächste Höhepunkt ist die Hafenstadt Trani. Die Kathedrale San Nicola  Pellegrino, die weiße Normannenkirche (1100 - 1200), schwebt direkt über dem Meer. Ein Juwel wie man es selten findet. Nach der Besichtigung  haben wir noch Zeit die historische Altstadt, den Hafen, die Villa  Communale und das Castello Svevo zu sehen.

6 Trani

7 Kathedrale Trani

8 Hafenscene Trani

9 Trani, Castello Svevo

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10 Trani an der Kathedrale

11 Trani Kathedrale

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Voll neuer Eindrücke kommen wir am frühen Abend in Conversano an.

12 Conversano Ankunft

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5. Tag

Nicht jeder scheint Padre Pio genug verehrt zu haben, denn der “Fluch des  Padre Pio” erreicht die Gruppe. So ändern wir unser geplantes Programm  und bleiben heute in der Nähe unseres Hotels. Der gesunde Teil der  Reisegruppe lernt das Küstenstädtchen Polignano a Mare mit seinem  schönen Strand und den Häusern über der Steilküste kennen.

1 gesund und munter

2 Polignano a Mare zum Strand

3 Polignano a Mare am Strand

4 Polignano a Mare Marktplatz

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Das weltberühmte Monopoli spielen wir anschließend nicht, sondern wir durchstreifen die Stadt und besichtigen den Dom.

5  Monopoli Domfassade

6 Monopli Türfüllung

7 Monolpoli Wäsche

8 Monopoli Blumenliebhaber

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9 Monopoli Hafen

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6. Tag

Das  Land der Trulli, das Valle d€´Itria, ist heute angesagt. Zunächst geht  die Fahrt nach Martina Franca. Die Altstadt ist hauptsächlich im  Barockstilk erbaut und auch diese kleine Stadt glänzt mit einer großen  Kirche, der Basilika St. Martino.

1 Am Hotel in Conversano

2 Im Schlumpfenland

3 Stadttor Martina Franca

4 Martina Franca Piazza vor S

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5 Martina Franca, S

6 Martina Franca, Piazza

7 Martina Franca, bunter Laden

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Das  Mittagessen ist eine Überraschung.In einem Fornelli, einer Metzgerei mit angeschlossenem Grill, werden wir fürstlich, nicht nur mit Fleisch  sondern auch mit Gemüse und Salat, versorgt.

8 hier gibt es Mittagessen

9 es schmeckt

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Die  schöne Panoramaseite von Locorotondo sehen wir bei der Weiterfahrt von  Martina Franca. Von der Höhe der runden Altstadt haben wir einen  herrlichen Blick auf das Val d´ Itria.

10 Blick auf Locorotondo

11 Gasse in Locorotondo

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Das  Weltkulturerbe Alberobello hat nicht nur einen Trullo sondern  unüberschaubar viele Trulli. Ein reges touristisches Treiben in den  schmalen Gassen, zu dem wir ja auch beitragen, stört die romantische  Anmutung.

12 Alberobello, Ein Trullo, mehrere Trulli

13  Alberobello mehrere Trulli

14 Alberobello, Blumenschmuck

15 Alberobello Weltkulturerbe

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7. Tag

Dieser Tag ist allein der Hauptstadt der Region, Bari, gewidmet.  Beeindruckend, wie großstädtisches Flair im neuen Teil der Innenstadt  direkt neben den Gassen der verwinkelten Altstadt liegt. Hauptziel aller Reisenden und Pilger ist die Basilika S. Nicola. Das große Gebäude der  Bareser Romanik (1087 – 1196) beherbergt die Reliquien des hl. Nikolaus. Bedeutendstes Kunstwerk im Innenraum ist der Bischhofsstuhl des Elias.  Die steinernen Hauptträger ächzen geradezu unter der Last des Stuhls.  Grandios auch das Ziborium über dem Hauptaltar. In der Krypta mit den  Gebeinen des hl. Nikolaus findet gerade ein orthodoxer Gottesdienst  statt

3 Bari der Nikolaus

4 Bari, S

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Der große Dom der Stadt Bari, San Sabino, ist nur wenige hundert Meter entfernt.

2 Bari Kathedrale San Sabino

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Das  riesige Castello Svevo di Bari ist im Moment von modernen Kunstwerken  umgeben. Es gibt in Bari wirklich viel zu schauen. Zurück in Conversano  bleibt vor dem Abendessen noch ein wenig Zeit, die Abendstimmung zu  genießen.

1 Bari, Kunst am Kastel Svevo

8 Bari Hafen

9 Bari Theater Margherita

10 Bari Theater Comunale Piccinni

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11 Bari im Hafen

12 Abendstimmung in Conversano

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8. Tag

Es  geht auf die letzte Etappe. Der Salento und seine Hauptstadt Lecce  erwarten uns. Die Stadtführung macht uns mit einer Stadt bekannt, die  zwar oft das “Florenz des Rokoko” genannt wird aber darüber hinaus auch  seine bis in die Antike zurückweisende Geschichte nicht verleugnet.

1 Ankunft in Lecce

2 Lecce, Palazzo

3 Lecce, Domplatz

4 Lecce, Domplatz

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5 Lecce, Dom

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Sofort fällt der Lecceser Barock ins Auge, dessen filigraner Figurenreichtum  dem weichen Pietra Leccese, einem Tuffstein, zu verdanken ist. Beispiele dafür  finden sich an Palästen und Kirchen, sowohl im Innern des Doms  als auch an der Fassade der Basilika Santa Croce und der Kirche S.  Irene. Diese zeigt auch das Lecceser Stadtwappen, eine Wölfin unter  einer Steineiche. Am Herzen der Stadt, an der Piazza S. Oronzo, kommt  mit einem teilweise ausgegrabenen Amphitheater, auch die römische Antike zum Vorschein. Ein paar Straßenecken weiter, weist ein ergrabenes  antikes Theater auf die lange Stadtgeschichte hin, die sogar noch  vorrömische Wurzeln hat.

7 Lecce Fassade S

8 Lecceser Stadtwappen, S

10 Lecce, am Amphitheater

11 Lecce, S

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12 Lecce, Detail der Fassade v

13 Lecce, antikes Theater

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Elegante Cafe´s, mit einer Auswahl an Dolci, die Leckermäuler in Verzückung  versetzt, machen Lecce außerdem liebenswert. Abends essen wir in einem  romantischen Restaurant und bummeln noch durch die lebendige,  erleuchtete Stadt.

6 Leckeres in Lecce

14 Lecce, Domplatz bei Nacht

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9. Tag

Es  ist nach diesen vielen schönen Erlebnissen kaum zu glauben, aber der  Höhepunkt der Reise kommt heute, am vorletzten Tag. Wir fahren zunächst  nach Otranto, der alten Hafenstadt. Es soll hier nur die Besichtigung  der Kathedrale hervorgehoben werden. Sie ist fast 1000 Jahre alt und  ihre Krypta wurde der Musterbau für alle späteren Krypten in Apulien.  Die Sensation der Kirche ist jedoch sein Bodenmosaik. Es ist das  Einzige, fast vollständig erhaltene seiner Art auf der ganzen Welt.

2 Otranto, Blick in den Hafenbereich

3 Otranto, Kathedrale

4 Otranto, Kathedrale, Ausschnitt des großen Bodenmosaiks

5 Otranto, Kastell

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Danach rollen wir auf der Küstenstraße in Richtung “Finis Terrae”. Die  Schönheit dieser Landschaft ist ohne Weiteres vergleichbar mit der  Amalfitana südlich von Sorrent. Unsere erstes Ziel ist eine Masseria,  die heute als Agriturismobetrieb und Restaurant betrieben wird. Was soll ich mehr loben, das Essen und den Wein oder den Blick von der Terrasse  über grüne, blumenbestandene Wiesen bis zum Meer?

7 Mittagstisch

8 Blick vom Mittagstisch auf's Meer

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Frisch gestärkt geht es weiter auf der herrlichen Straße. Wir machen halt an  der Bucht Porto Badisco. Hier hat der Sage nach, aus Troja kommend,  Aeneas zuerst italischen Boden betreten. Weiter geht es nach S. Maria di Leuca, dem südlichsten Punkt Apuliens, wo sich das Adriatische Meer und das Ionische Meer treffen. Vom Platz der Pilgerkirche haben wir einen  schönen Panoramablick. Der Zusatz “Finibus Terrae” stammt natürlich von  den Römern.

10 zwischen Otranto und Leuca

11 S

12 Kap Leuca

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Im  Hotel in Lecce machen wir uns ein wenig frisch und fahren dann nach  Corigliano d´Otranto. Dort werden wir auf der Masseria Sant´Angelo  herzlich empfangen. Rocco Avantaggiato und seine Musiker(innen) kennen  wir ja noch von ihrem erfolgreichen Konzert im vergangenen Februar in  Bochum. Bei handgemachter Pizzicamusik der Gruppe Gricanti essen und  trinken wir in bester Stimmung. Einen besseren Abschluss der  Apulienreise hätten wir uns gar nicht wünschen können.

13 Abendessen bei Pizzica Musik

14 Gesang, Musik und Tanz

15 Jung und alt auf der Masseria S

17 Musik die begeistert

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18 Enza, die schöne Musikantin

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10. Tag

Leider müssen wir heute abreisen. Bevor wir jedoch in Bari ins Flugzeug  steigen, machen wir noch einen Abstecher zur “weißen Stadt” Ostuni. Sie  grüßt schon von Weitem aus 200m bis 300m Höhe, an der Kante der Murge  liegend. Alle Besucher zieht es durch enge Gassen hinauf in die  Oberstadt zur spätgotischen Kathedrale mit ihrer eigenwillig  konkav-konvex geschwungenen Fassade. Der Anstieg wird außerdem belohnt  mit einem schönen Blick über den Küstenstreifen bis zum Meer.

1 Lecce Abfahrt

2 Ostuni Begrüßung durch Franz v

3 Ostuni

4 Ostuni Domfassade

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5 Ostuni die weiße Stadt

6 bereit zum Abflug

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Bevor wir dann ins Flugzeug klettern, bleibt noch übrig, uns beim Busfahrer  für die umsichtige und allzeit gute Fahrt und bei Michaela Störr von La  Kooperativa, die diese Reise hervorragend organisiert und auch in  kniffligen Situationen bestens und freundlich geleitet hat , zu bedanken!

In Apulien
.....
Unter den Olivenbäumen schüttet Licht die Samen aus, Mohn erscheint und flackert wieder,
fängt das Öl und brennt es nieder
und das Licht geht nie mehr aus
......
(Ingeborg Bachmann)

Nachtrag

Der  sonnige Mai in Apulien ist voller Blumen. Roter Mohn steht oft unter  uralten, knorrigen Olivenbäumen und mannshohe Fenchelpflanzen stehen in  voller Blüte.

1 Uralte Olivenbäume

2 Wilder Mohn

3 Finocchio

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Fazit:

Auch wegen der Natur ist Apulien sehr empfehlenswert.

 

Fotos und Text von Willi Köhne